So, da bin ich wieder. Inzwischen ist fuer mich wieder ganz viel Zeit vergangan. Habe ich jedenfalls
das Gefuehl, weil immer wieder so viel passiert, die ganzen Umgebungen sich dauernd aendern, ich immer wieder neue Leute
kennenlerne usw. Die Wochen kommen mir vor wie Ewigkeiten. Im besten Sinne. Nun denn, die Reise von Bariloche nach Puerto
Montt ueber die chilenische Grenze ist problemlos verlaufen und war absolut wunderschoen. Berge mit Schnee bedeckt, Weite,
schneebedeckte Vulkane, Wiesen, Kuehe, einfach eine herrliche Umgebung. In Chile habe ich mich auch gerade superwohl gefuehlt. In
Puerto Montt angekommen fand ich dann eine Unterkunft, erbrachte den Abend mit einer Deutschen und checkte am naechsten Tag
ein fuers Schiff. Beim Einchecken lernte ich dann Obelix und Yannick (Franzosen :-) und Alex (Deutscher kennen) Wir
vertrieben uns die Zeit mit Einkaufen und Mittagessen und Internet und konnten dann um 15.30 tatsaechlich unsere Kojen beziehen. Es
faellt schwer, diese Unterkunft zu beschreiben und ich habe leider auch vergessen, ein Bild zu machen. Es war so eine Art
massenschlag, aufgeteilt in 4er Abteile (jeweils Kajuettenbetten) mir Vorhaengen vorne dran. Die ganze Sache war extrem
eng und in der ersten Nacht fuehlte ich mich ueberhaupt nicht wohl und kam mir vor wie in einem Sarg. Aber danach hatte ich
mich schon voll daran gewoehnt und schlief wie ein Engel. Die 3 1/2 Tage auf dem Schiff verbrachte ich vornehmlich mit den
drei Kollegen plus noch mit Enrique, Alejandro und Marco, alles Italiener. Es war eine richtig lustige Zeit. Wir hatten einen
wunderschoenen Sonnenuntergang am Anfang und viele Fjorde. Am Schluss kam die schoenste Landschaft ueberhaupt. Schneebedeckte
Berge, Fjorde und spiegelglattes Wasser, im wahrsten Sinn des Wortes. Ich habe in all dieser Zeit bis jetzt auch sehr
viele Tiere gesehen. Seeloewen, Delphine, Kondore, Albatrosse um nur einmal die exostischsten aufzuzaehlen. Es ist schon sehr
faszinierend, all diesen neuen Tiere und Landschaften begegnen zu duerfen.
In Puerto Natales trennten wir uns dann
von Yannick und nahmen gleich anschliessend den Bus zu sechst nach El Calafate. Eine fuenfstuendige Busfahrt voller Faszination.
Die Weite hier in der Steppe von Argentinien ist eifach schwer beschreibbar. Und als wir dann ploetzlich ueber einen Huegel
fuhren und sich vor unseren Augen die Sicht auf einen rieigen, in allen Tuerkis- und Hellblaufarbenen See auftat, dahinter
riesige Schneeberge, blieb uns der Mund weit offen. Atemberaubend, diese Landschaft! In Calafate angekommen, beschloss
ich, dass ich mit dieser kleinen Touristenstadt mitten in der Pampa voller Staub nicht viel anfangen kann und wollte so
kurz wie moeglich hier bleiben. Natuerlich hat sich das wieder alles geaendert und inzwischen hab ich das Staedtchen schon
richtig gut kennengelernt, mich hier eingelebt und fuehle mich schon ganz wohl. :-). Fuer den Tag nach der Ankunft hier
in Calafate buchten wir alle die Tour zum Gletscher Perito Moreno. Das war eines der schoensten Erlebnisse ueberhaupt bis
jetzt hier in Argentinien. Ich war von diesen eisblauen Farben dieses riesigen Gletschers total fasziniert. Das besondere
Spektakel von diesem Gletscher ist, dass man immer wieder Zeuge davon wird, dass riesige Stuecke abbrechen und mit riesigem
getoese im Wasser verschwinden. Ein Schauspiel der besonderen Art. Leider war das Wetter nicht so gut. Die ersten Stunden
hat es vor allem geregnet aber zum Glueck hat das der Aussicht keinen grossen Abbruch getan. Am Nachmittag hat es dann doch
noch ein wenig aufgeklart und einige Sonnenstrahlen erhellten den Gletscher und vertrieben die Wolken und gaben schlussendlich
auch noch die Umgebung des Gletschers frei. Es ist schon ein besonderes Glueck, immer wieder solche Momente und wunderbare
Dinge besuchen zu duerfen. Am naechsten oder uebernaechsten Tag fuhren dann die drei Italiener wieder zurueck nach Puerto
Natales um sich mit Yannick auf dem Torres del Paine Treck zu treffen. Zum Glueck war ich nicht dabei. Ich habe Yannick vor
zwei Tagen hier in Calafate getroffen und er hat erzaehlt, dass es die ganze Zeit (ca. 5 Tage) geregnet hatte und sie kaum
etwas von der wunderschoenen Umgebung gesehen hatten. Ganz abgesehen davon, dass es nicht sehr angenehm ist, im Zelt immer
wieder voellig durchnaesst zu werden.... Am Tag ihrer Abfahrt kam dann auch Adi an, ein Kolleg aus der Schweiz. Wir hatten
es endlich geschafft uns zu treffen! Am naechsten Tag gings dann ans packen, organisieren, Essen einkaufen und am uebernaechsten
Tag machten wir uns auf die fast fuenfstuendige Busreise nach El Chalten. Dort wollten wir trekken gehen. Adi haben
wir ja auch zu verdanken, dass ihr endlich Bilder sehen konntet :-). In El Chalten angekommen, mietete ich ein Zelt (Adi
hat sein eigenes Zelt immer dabei) und machten uns dann auf den Weg. Ich war mit der Trekkerei grad ein wenig ueberfordert.
Das Gewicht, das ich zu tragen hatte, wurde mir eindeutig zuviel weshalb ich dann auch nach zwei Tagen und zwei Naechten beschloss,
frueher zurueck zu gehen. Allerdings muss ich sagen, dass es die ganze Anstrengung durchaus wert war. In diesen Bergen zu
uebernachten, ab und zu bei Regen, vor allem aber bei viel viel Wind. Unglaublich, dieser patagonische Wind. Er kommt in Boeen
und macht ein unglaubliches Geraeusch. Und er ist immer immer immer praesent. Zurueck in El Chalten kam ich mir vor
wie in einem Film. El Chalten ist ein Dorf am Ende der Welt und der Wind macht alles noch viel unrealer. Die vielen Naturstrassen,
von denen dauernd der Staub aufgewirbelt wird, auf denen man kaum gegen den Wind gehen kann weil es einen fast umblaest und
man kaum etwas sieht! Ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Dann gab es noch eine ausserordentlich amuesante Begebenheit.
Adi und ich hatten auf dem Treck zwei Deutsche getroffen, die sagten sie haetten im Hostal Argentina uebernachtet. So hatten
wir endlich den Namen eines Ortes wo wir uns treffen wollten, wenn er zurueck kam vom Treck oder ich ihm eine Nachricht hinterlassen
konnte. Als ich allerdings in El Chalten ankam kannte niemand dieses Hostal. Ich erkundigte mich im Laden wo ich das Zelt
gemietet hatte und ging dann auch noch auf die Gemeinde. Keine Spur von diesem Hostal. Ich stand total ratlos da und kicherte
und fragte mich, was ich denn nun am besten tun sollte. Inzwischen hatte ich beschlossen, an diesem Abend noch nach Calafate
zurueckzufahren anstatt dort, wie mit Adi besprochen, zu uebernachten und ihn dann am naechsten Tag zu treffen und gemeinsam
zurueckzufahren. Doch wie sollte ich ihm nun eine Nachricht hinterlassen? Ich beschloss schlussendlich, ihm im Laden des
Zeltes eine Nachricht zu hinterlassen und hoffte, dass er auf die selbe Idee kam. Am naechsten Tag ging ich zur Zeit an dem
der Bus in Calafate ankommen sollte zur Busstation um zu sehen, ob er angekommen war. Und siehe da, er schaute grinsend aus
dem Fenster. Es hatte alles wunderbar geklappt. Die beiden netten deutschen Frauen sind immer noch ueberzeugt, dass es dieses
Hostal dort gibt, wir haben unsere Zweifel :-)...... Vorgestern Abend haben Adi und ich uns dann nach dem Nachtessen wieder
voneinander verabschiedet. Ich kann mit seiner Kondition auf den Trecks nicht mithalten und er flog weiter nach Ushuaia, nach
Feuerland, wo er weitertrekken will. Gestern habe ich mir dann den wohl groessten Traum meiner Reise erfuellt. Ich
bin auf einen Ausflug mit Pferden gegangen der 6 Stunden dauerte. Dabei hatte ich viel Glueck, weil ich naemlich die einzige
Touristin war und so hatte ich meinen Gaucho-Guide ganz fuer mich alleine. Es war immer mein grosser Traum, in vollem Garacho
ueber die Steppen Patagoniens zu galoppieren. Der Hinweg war dann ziemlich gemaechlich und ich konnte mich ans Pferd gewoehnen.
Dann machten wir am wunderschoenen See Picknick und auf dem Rueckweg galoppierten wir die ganze Zeit. Ca. eine Stunde lang.
Es war der absolute Wahnsinn. Galoppieren durch die Pampa vor einer Kulisse des wunderschoen leuchtenden Sees, im Hintergrund
die Schneeberge. Einfach der Hammer. Und mit dem Reiten gings je laenger je besser. Wow!!! Ich habe es so genossen. Es
war wie im Film. Man reitet und reitet, galoppiert und galoppiert, rauf und runter, Voegel die aufgescheucht werden und davonflatterten
(ah, da muss ich noch kurz was einflaechten, auf dem Treck in El Chalten haben wir von ganz nahe einen Specht (Woodpecker)
gesehen. Die sind offenbar inzwischen ganz selten geworden. Ich hatte gar nicht gewusst dass die so gross sind! Es ist immer
wieder so schoen, Lebewesen in Natur zu sehen, von denen man immer nur gehoert, sie nur auf Bildern oder in Filmen gesehen
hat.) Wieder zurueck zum Galoppieren. Angekommen zurueck blieb ich dann noch eine Weile in der Gauchobar (ca. 3 Std) und unterhielt
mich mit meinem Guide und seinem Bruder, dem Besitzer der Farm. Es war gemuetlich und interessant. Ich wuerde wahnsinnig gerne
mal einige Tage so mit Pferd unterwegs sein. Einfach so total draussen. Mal sehen ob das irgendwann vielleicht mal klappt.
Hier ist es leider nicht moeglich. Es gibt selten Gruppen und alleine ist es so teuer, dass ich nicht einmal darueber nachdenken
darf. Letzte Nacht hat der Gaucho mich dann noch zum Abendessen ausgefuehrt und dann in eine
Bar. Jacquelinchen ist mal wieder richtig aus gewesen und erst nach drei morgens nach Hause gekommen und todmuede ins Bett
gefallen. Ich habe dann koestlich geschlafen bis um 10 :-). Meine Erlebnisse in den Dormitories haben sich ueberhaupt total
viel gebessert. Es geht jetzt viel problemloser und ich habe mich wohl auch daran gewoehnt. Hier in Suedamerika sind
sehr viele Israelis unterwegs. Die sind allgemein nicht sehr beliebt weil sie so viel Rummel machen und oft ziemlich ruecksichtslos
sind. Heute habe ich allerdings eine sehr nette junge Israelin kennengelernt die in Jerusalem lebt. Ich habe die Gelegenheit
genuetzt und angefangen, sie ueber die Situation in ihrem Land zu befragen. Wie alles so gekommen ist, wie es fuer sie
ist, so zu leben, wie sie damit umgeht. Das ist total spannend und ich werde die Diskussion gerne noch weiterfuehren. Es ist
einfach viel spannender, mit jemandem zu sprechen, der wirklich aus erster Hand erzaehlen kann als immer die Schauergeschichten
im Fernseher zu sehen fuer mich. Sie hatte in ihrem zweijaehrigen Militaerdienst auch mit vielen Palestinaensern zu tun,
hat ihre Seite kennengelernt und kann sie gut verstehen. Das hat ihr ein viel ganzheitlicheres Bild vermittelt, das sie jetzt
auch mir weitergeben kann. Ich bin weiterhin sehr begeistert von meiner Reise. Ich habe immer so viel Glueck mit dem Kennenlernen
von Leuten und bin so selten allein wie wohl noch nie in meinem Leben. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich in
den vergangenen Wochen wirklich einmal allein war. Ich habe das Gefuehl, dass ich sehr viel davon profitiere, diese Leute
zu treffen, zu hoeren was sie erlebt haben, ihre Ansichten ueber das Leben, was sie aus ihrem Leben machen wollen oder schon
gemacht haben oder einfach nur die gemeinsame Zeit zu geniessen. Ich empfinde es als ein grosses Glueck auf diese Art und
Weise unterwegs sein zu duerfen. Am 21. Dezember werde ich nach Buenos Aires fliegen und dort die Weihnachtstage verbringen.
Danach werde ich vermutlich dann durch Chile wieder suedwaerts reisen. Ganz sicher ist das aber noch nicht. Schliesslich habe
ich keine genauen Plaene und das geniesse ich am meisten. Ich finde es wunderschoen, so aus dem Bauch heraus und vornehmlich
ungeplant reisen zu koennen. Auch dies ist ein ganz besonderes Erlebnis, das ich sehr geniesse. Ich habe diese Freiheit, immer
wieder ganz kurzfristig Entscheidungen treffen zu koennen, total angefangen zu geniessen. Einfach in meinem eigenen Fluss
gehen zu koennen ist ein grandioses Geschenk fuer mich und ich moechte es auch so gut wie moeglich geniessen, so lange
ich das kann. So, jetzt bin ich wieder am Ende dieses Berichts angelangt. Ich moechte an dieser Stelle allen eine wunderschoene
besinnliche Weihnacht wuenschen und ein rauschendes, glueckliches Neues Jahr! Vielen Dank an dieser Stelle fuer die immer
wieder neuen Nachrichten. Ich werde mich weiterhin bemuehen, sie zu beantworten und freue mich immer wieder darueber. Herzlichst,
bis bald!
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